Gemeindeportrait Frühe Besiedelung
Der Walgau war schon in der Steinzeit und in der Bronzezeit - also 1250 vor Christi Geburt - besiedelt, und zwar vom Volksstamm der Illyer aus dem sich dann die Räter entwickelten.
Zirka 500 vor Christi wurde der Walgau von den aus Norden eindringenden Kelten erobert, die sich mit den illyrischen Ureinwohnern mischten und künftig die kulturelle Entwicklung und selbstverständlich auch die Sprache stark beeinflußten.
Während im Norden Vorarlbergs der keltische Stamm der Brigantier saß, war der südliche Teil des Landes - also insbesondere der Walgau - von den rätischen Vennonen bewohnt.
Geschichte Rätisches Kulturgut
Die römischen Legionen unter Drusus und Tiberius besetzten nach schweren Kämpfen im Jahr 15 v.Chr. den ganzen rätischen Siedlungsraum und damit auch den Walgau. In der Folge gewann die römische Kultur bald Vorrang. Es entstand die rätoromanische Sprache, die sich aus illyrischen, keltischen und vorwiegend romanischen Ausdrücken und Formen zusammensetzte.
Die Bevölkerung im Walgau sprach noch im 14. und 15. Jhdt. überwiegend rätoromanisch. Einen Beweis dafür liefern Flur- und Bergnamen wie "Quadra, Tschalenga, Patrus, Zersauen, Fäscha, Tschipp, Vadatsch, Katils, Madeisa", um nur einige wenige zu nennen.
Geschichte Frühe Wurzeln
Nüziders gilt mit Bludenz als die älteste Siedlung im Walgau. Es dürfte schon in der Römerzeit eine gewisse Bedeutung gehabt haben, denn die Römerstraße von Reutte nach Bregenz führte durch Nüziders. Einer der zu ihrem Schutz errichteten römischen Wachtürme blieb erhalten, weil er vermutlich schon gegen das fünfte Jahrhundert als Turm einer frühchristlichen Kapelle, aus der dann Ende des achten Jahrhunderts die heute noch bestehende St. Vinerkirche entstand, ausgebaut wurde.
Der Name 'Nüziders' ist rätischen Ursprungs. In Urkunden wurde die Siedlung erstmals 820 als quot;Vicus Nezudene" erwähnt.
Im Churer Reichsurbar von 830 als "Villa Nezudere" bezeichnet, wird ein karolingischer Reichshof (Königshof) mit der St. Viner-Kirche, aber auch die Pfarrkirche als "mater ecclesia" nachgewiesen. Nüziders hatte demnach das sogenannte Zweikirchensystem.
Geschichte Kirchliche Entwicklung
Die Pfarrkirche zu den Hl. Viktor und Markus war, wie aus den kirchengeschichtlichen Forschungen von Dr. A. Ulmer hervorgeht, damals die Hauptkirche im Walgau und Mutterkirche einerseits sogar von Bludenz mit der Filiale Bürs, andererseits der Dorfsiedlungen von Ludesch, Thüringen, Bludesch, und Nenzing, Schlins, Röns und wahrscheinlich auch von Frastanz.
Ulmer vertritt die Meinung, daß zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich im 10. Jhdt., vom Königshof Nüziders aus unmittelbar das Klostertal besiedelt wurde. Die Seelsorgsorte Braz, Dalaas und Klösterle waren deshalb anfangs kirchliche Filialen der Pfarre Nüziders. Auch der Weiler Omesberg der Gemeinde Lech gehörte von alters her zum ausgedehnten Pfarrsprengel von Nüziders.
Die Pfarrkirche zu den Hl. Viktor und Markus war einst wohl die 'Leutekirche', während St. Viner die Eigenkirche der Hofansiedler des Königshofes war.
Die uralten Patrozinientitel beider Kirchen aus der sogenannten römischen bzw. mailändischen Kultuswelle lassen schließen, daß diese schon im 5./6. Jhdt. bestanden. Bereits im Jahre 960 kam das Kloster Einsiedeln durch Schenkungen in den Besitz großer Güter in Nüziders und gleichzeitig der Patronatsrechte über die Pfarrkirche. Von 1842 bis 1960 waren Einsiedler Benediktinerpatres Pfarrer in Nüziders.
Geschichte Sonnenberg
Bei der Teilung der Monfortschen Gebiete fiel 1258 die Herrschaft Nüziders mit der 'Veste Nezudre' an die Werdenberger Grafen. Sie errichteten nach dem Brand der Burg 1404 in sechsjähriger Bauzeit ein neues, prächtiges Schloß, das den Namen 'Sonnenberg' erhielt.
Kaiser Friedrich III. erhob 1463 die Herrschaft Sonnenberg zu einer Reichsgrafenschaft und verlieh dem damaligen Besitzer Eberhard Truchseß von Waldburg den Titel Graf von Sonnenberg.
Hauptort der Grafschaft Sonnenberg, die den ganzen Walgau, das Klostertal, Stuben, Zürs, Omesberg, Zug und Älpele umfaßte, war Nüziders. Sie war flächenmäßig die größte Grafschaft Vorarlbergs.
In einer Fehde zwischen Herzog Siegmund, dem Münzreichen von Tirol und Eberhard wurde das Schloß Sonnenberg am 13. März 1473 von Herzog Siegmund eingenommen und verbrannt. Schließlich verkaufte Graf Eberhard v. Sonnenberg 1474 seine Herrschaft an Herzog Siegmund, also an die Habsburger. Damit kam Nüziders 1774 zu Österreich. Das Schloß Sonnenberg wurde nicht mehr aufgebaut. Teile der Ruine sind bis heute erhalten geblieben.
Geschichte Nüziders macht Schule
Bemerkenswert ist, daß in Nüziders bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jhdt. eine Schule bestand. In Stiftungsurkunden ist die Schule Nüziders, die bis 1879 zweiklassig geführt wurde, immer wieder erwähnt, lange bevor Kaiserin Maria Theresia und Josef II. in der zweiten Hälfte des 18. Jhdt. eine gewisse Schulpflicht einführten.
Nüziders hatte demnach schon im Mittelalter sowohl politisch als auch kirchlich eine Vorrangstellung im Walgau. Es war auch Sitz eines Hochgerichts, des späteren Landgerichts Sonnenberg, das erst im Jahr 1810 durch die bayrischen Besatzungsbehörden nach Bludenz verlegt wurde.
Das Dekanat Bludenz führt heute noch die Bezeichnung 'Sonnenberg'.